Wer keine Vergangenheit hat - hat auch keine Zukunft


Stadtschreiberhaus - Posttraße 7

Ehemalige Stadtschreiberei, 1540 als Wohn- und Amtssitz des Stadtschreibers neben dem damaligen Rathaus (um 1480) und der Nikolauskirche (1266ff) errichtet (ihre Funktion übernahm das heutige Stadthaus im Jahre 1919). Ältester Profanbau der Neustadt. Nach Wegnahme eines erdgeschossigen Anbaus auf der Westseite um 1930, an drei Seiten frei stehender Kopfbau der östlich anschließenden Häuserzeile. Dreigeschossiges Gebäude, im Erdgeschoss massiv, in den Obergeschossen Fachwerk.Auf der Rückseite an den erdgeschossigen Öffnungen die originalen Renaissance-Gewände. Die Profilierung mit den Schneckenverzierungen gehören zu den schönsten der Renaissance in Bad Kreuznach. Das Zierfachwerk des Westgiebels ist besonders aufwendig gestaltet. Die Fassade wurde im 19. Jahrhundert verputzt und mit einer neuen Schaufensteranlage und klassizistischen Gliederungen versehen. Traufständiges, mit Klosterpfannen gedecktes Satteldach mit tief herunter gezogenem Krüppelwalm. Eines der wichtigsten historischen Gebäude der Neustadt, das in mehrere Straßenräume hinein wirkt.

Quelle: Denkmaltopographie BR Deutschland Kulturdenkmäler in RLP - Kreis Bad Kreuznach 5.1


   
Stadtschreiberhaus 1931 Stadtschreiberhaus 1931 Stadtschreiberhaus 1931

Wie es dazu kam?

An einem späten Septemberabend 22.09.2007 spazierten ich mit meiner Frau und dem Ehepaar Hattemer durch die "historische Neustadt" und uns fiel zum wiederholten Mal das sehr heruntergekommene Stadtschreiberhaus negativ auf. Peter Hattemer, der im Milchgässchen selbst ein altes Fachwerkhaus saniert hat, forderte wieder ein Eingreifen der Stadtväter zum Erhalt des denkmalgeschützten Stadtschreiberhauses.

Stadtschreiberhaus 2007 vor der Restaurierung


Denkmalpflege aus Leidenschaft

Motiviert durch die gesammelten Erfahrungen in den Maler- und Denkmalpflege-Werkstätten, sowie durch die erbrachten Sanierungen historischer Gebäude suchte ich am 24.09.2007 die ersten Gespräche mit dem Bürgermeister Andreas Ludwig und dem Beigeordnete Gilsdorf. Was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste, dass der Verantwortliche der GEWO-Bau den Kaufvertrag mit Immobilien-Makler Malek am gleichen Tag rückgängig machte, da er keine Investoren für sein vorgelegtes Sanierungskonzept fand. Am 24.09.2007 wurden schon die ersten Gespräche mit dem Geschäftsführer der GEWO-Bau Herrn Karl-Heinz Seeger geführt. Trotz mehrerer Bewerber entschied man, auf die Erfahrung von Norbert Theis in der Denkmalpflege zu setzen. Am 26.11.2007 wurde der Kaufvertrag notariell beschlossen und nach Eintragung ins Grundbuch begannen Anfang 2008 die ersten Aufräum- und Sicherungsarbeiten.

Grundlage der Gesamtüberlegung war erstens in Bad Kreuznach ein Zeichen zu setzen sich vermehrt für die Sanierung historischer Bausubstanz einzusetzen und dem Bereich "historische Neustadt" aufzuwerten. Zweitens war es wichtig mit einem durchdachten Sanierungskonzept und dem Kosten- Nutzen-Denken Denkmalbesitzer zu Gleichem zu motivieren.

Trotz vieler unvorhergesehener Widrigkeiten konnten die ersten zwei Geschosse schon im Mai 2009 vorgestellt werden. Im Erdgeschoss eröffnete unsere Tochter ihre Heilpraktiker-Praxis, im 1. Obergeschoss wurde das historische Stadtschreiberzimmer eingerichtet. Dies diente bis zur Vermietung der Etage zu repräsentativen Anlässen der Stadt Bad Kreuznach.